Bild vergrößern
Ökonom Andreas Peichl: »Das alles ist überhaupt nicht aufeinander abgestimmt«
Foto: Kay Nietfeld / picture alliance / dpa
In der Diagnose sind sich viele Fachleute einig: Der Sozialstaat in Deutschland ist reformbedürftig. Nur wie die Reformen aussehen sollen – darüber gibt es Dissens. Nun meldet sich der Ökonom Andreas Peichl zu Wort,Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Er spricht sich für eine grundlegende Reform des Sozialstaats aus. In einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung«
kritisierte er den Wildwuchs an Sozialleistungen in Deutschland,von Bürgergeld und Wohngeld bis zu steuerlichen Vergünstigungen.
»Das alles ist überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. An einigen Stellen hat es harte Brüche,die zu absurden Konstellationen führen: Es kann passieren,dass jemand mehr arbeitet und verdient,aber netto kaum mehr oder sogar weniger hat als vorher,weil ihm in den verschiedenen Systemen Geld gestrichen wird.«
Das größte Problem am Sozialstaat sei,dass es sich in vielen Fällen nicht mehr lohne,die Arbeit auszuweiten,so Peichl. »Nehmen wir ein Paar hier in München: Ob sie zusammen 3500 oder 5500 Euro brutto verdienen – netto bleibt ihnen am Ende gleich viel.« Der Unterschied von 2000 Euro entspreche einem Vollzeitjob zum Mindestlohn. Steige das Einkommen,entfielen gleichzeitig Wohngeld und Kinderzuschlag – der finanzielle Mehrwert der zusätzlichen Arbeit werde vollständig aufgezehrt.
data-area="text" data-pos="11">
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde Andreas Peichl nicht korrekt zitiert. Wir haben die Stelle geändert.
ahr