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Die Ernährungswende ist nicht verhandelbar: Slow Food Deutschland setzt sich für einen fairen Welthandel und nachhaltige Lebensmittelsysteme ein, die Menschen und Umwelt gleichermaßen schützen.

2024-12-18     IDOPRESS

Mit den aktuellen Entwicklungen in der Politik gerät auch die Ernährungswende zunehmend in Hintertreffen. Obwohl die Schäden,die industrielle Lebensmittelsysteme auf die Planeten- und Menschengesundheit sowie auf natürliche Ressourcen wie Böden und Gewässer verursachen,nicht zu übersehen sind,wird die Wende zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion nur noch als Kostenfaktor und Wachstumsbremse wahrgenommen. Dabei stellen die Folgen des Klimawandels die Welternährung schon jetzt unter große Herausforderungen. Slow Food Deutschland fordert eine sofortige Umkehr und setzt sich auf Bundes- und EU-Ebene für eine nachhaltige Landwirtschaft,für gerechte Ernährungssysteme und für einen fairen Welthandel ein,der nicht auf Kosten des globalen Südens geht.

Slow Food Deutschland engagiert sich seit über 30 Jahren für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem. Auf EU-Ebene setzt sich Slow Food weiterhin mit voller Überzeugung für die Ernährungswende ein,als unverzichtbaren Bestandteil der ökologischen Wende,und für einen fairen und zukunftsfähigen Welthandel.

So war Marta Messa,Generalsekretärin von Slow Food,am „Strategischen Dialog“ beteiligt,den die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen einberufen hatte,um über die Zukunft der Landwirtschaft zu diskutieren. Zusammen mit Mitgliedern anderer zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertreter*innen des europäischen Lebensmittelsektors wurde trotz oft entgegengesetzter Positionen sieben Monate lang konstruktiv diskutiert,um europäische Lebensmittelsysteme nachhaltiger zu machen. Der Abschlussbericht wurde im September Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übergeben.

Marta Messa kommentiert: „Die entwickelte Empfehlungen umfassen das gesamte Lebensmittelsystem. Das entspricht völlig dem Ansatz von Slow Food,als globale Bewegung,die alle Lebensmittelsysteme einbezieht. Wir hoffen nun,dass sich die formulierten Empfehlungen in der Vision für Landwirtschaft und Ernährung von Präsidentin von der Leyen widerspiegeln“.

Forderungen für faire und nachhaltige EU-Ernährungspolitik

Anfang Dezember hat Slow Food zusammen mit weiteren 42 Nichtregierungsorganisationen,die zur „EU Food Policy Coalition“ gehören,dem neuen EU-Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen einen Brief überreicht,der von ihm einen mutigen,integrierten Ansatz für faire,nachhaltige und widerstandsfähige Lebensmittelsysteme fordert. Dazu gehören:

faire Preise für Landwirt*innen und Verbraucher*innen,

gesunde,nachhaltige Ernährung für alle,

öffentliche Förderung für umweltfreundlich arbeitende Betriebe,

ein Ende der industriellen Massentierhaltung.

Slow Food wird weiterhin auf EU-Ebene aktiv sein,um mit seiner Expertise auf die künftige EU-Landwirtschaftspolitik einzuwirken.

Kritik am Mercosur-Handelsabkommen

Zurzeit beherrscht das Mercosur-Assozierungsabkommen zwischen der EU und den Ländern Argentinien,Brasilien,Paraguay und Uruguay die Debatte um die Nachhaltigkeit von globalem Handel. Das Abkommen steht seit Jahren in der Kritik,weil es den Handel mit Produkten fördert,die den Druck auf die Artenvielfalt,das Klima,die Menschenrechte in Lateinamerika und die bäuerliche Landwirtschaft in Europa verstärken. Unter dem Abkommen dürften EU-Staaten noch mehr Futtermittel und Fleisch aus Lateinamerika importieren,was dazu führen würde,dass noch mehr Regenwald zerstört wird und indigene Bevölkerungsgruppen ihre Heimat verlieren. Viele Landwirt*innen in Europa befürchten zudem,durch Billigimporte aus Lateinamerika zukünftig auf ihren Produkten sitzen zu bleiben. Umgekehrt würden die Mercosur-Staaten mehr Verbrenner-Autos und Chemikalien aus Europa importieren – u.a. Pestizide,die in Europa verboten sind. Profitieren würden vom Abkommen vor allem die EU-Industrie und die großen Agrarkonzerne Südamerikas.

„Wir sehen,dass auch Politiker*innen,denen der Klimaschutz am Herzen liegt,sich für das Mercosur-Abkommen aussprechen“ stellt Rupert Ebner fest,Vorsitzender von Slow Food Deutschland e.V. “Die Sorge um die zukünftige Zollpolitik der USA gegenüber der EU spielt dabei eine Rolle,ebenso wie die Gefahr,dass China anstatt der EU zum Partner der Mercosur-Länder werden könnte,ein Handelspartner,der sicherlich viel weniger Ansprüche in Sachen Klima- und Umweltschutz sowie Menschenrechte stellen würde. Dennoch sollte die geostrategische Relevanz dieses Handelsabkommens die negativen Auswirkungen nicht ausblenden,die der Vertrag in seiner aktuellen Fassung sowohl in Europa als auch im Globalen Süden hätte. Ein Markt mit 450 Millionen Verbraucher*innen verleiht der EU die Verhandlungskraft,um den Mercosur-Vertrag so zu gestalten,dass der negative Einfluss des Handels spürbar gemindert wird,sowohl in der EU als auch in den Mercosur-Ländern.“

Slow Food fordert gleiche Produktions-,Gesundheits- und Umweltstandards für alle aus EU-Drittstaaten importierte Lebensmittel

Das Mercosur-Abkommen würde die Doppelstandards,die schon jetzt den Handel der EU mit Drittländern kennzeichnen,zusätzlich festigen. Die in der Europäischen Union festgelegten Mindeststandards für die Lebensmittelproduktion – vor allem bezüglich des Einsatzes von Pestiziden und Antibiotika – gelten bisher nicht für Import-Lebensmittel aus Drittstaaten. Auf diesen Missstand macht Slow Food mit seiner 2023 gestarteten „Spiegelmaßnahmen“- Kampagne aufmerksam,zusammen mit einem Bündnis aus neun zivilgesellschaftlichen Organisationen aus sechs EU-Mitgliedstaaten.

Ein neuer Bericht zeigt am Beispiel von sieben landwirtschaftlichen Produkten (Rindfleisch,Soja,Raps,Reis,Schaf- und Ziegenfleisch sowie Äpfeln),wie sehr sich die in der EU geltenden Produktion-Mindeststandards von denen für Import-Lebensmittel aus Drittstaaten unterscheiden. Die Kampagne fordert deshalb die EU auf,den Import von Lebensmitteln stärker an Umwelt- und Sozialstandards zu binden. Mit gleichen Produktionsstandards für alle Lebensmittel könnten faire Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden,jenseits von ausgrenzenden,protektionistischen und populistischen Ansätzen und mit dem Ziel eines inklusiven und gerechten Welthandels. Und so könnten nachhaltige Lieferketten und agrarökologische Praktiken weltweit gefördert werden,zugunsten einer Landwirtschaft,die auch an künftige Generationen denkt.

Slow Food hat sich zum Ziel gesetzt,eine Welt zu schaffen,in der Ernährung auf fairen Beziehungen basiert,die biologische Vielfalt,das Klima und die Gesundheit fördert und es allen Menschen ermöglicht,ein Leben in Würde und Freude zu führen.Als globales Netzwerk mit Millionen von Menschen setzt sich Slow Food für gutes,sauberes und faires Essen für alle ein. Slow Food Deutschland wurde 1992 gegründet und ist mit vielfältigen Projekten,Kampagnen und Veranstaltungen auf lokaler,nationaler sowie europäischer Ebene aktiv. Mit handlungsorientierter Bildungsarbeit stellen wir Ernährungskompetenz auf sichere Beine. Ziel unseres politischen Engagements ist ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem,das Mensch und Tier,Umwelt und Klima schützt. www.slowfood.de

PM Slow Food Deutschland e. V.

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