Die Süßener Sozialdemokraten trauern um ihren langjährigen früheren Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzenden Karl Müller,der am 13. Juli im Alter von 102 Jahren verstorben ist.
Karl Müller wurde am 9. Juni 1923 in Haslau/Egerland geboren und wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus aus. Nach Kriegsdienst und Vertreibung kam der Textilingenieur 1946 nach Süßen. Dort lernte er seine Ehefrau Gertrud kennen,mit der er eine Familie gründete,die sich über vier Kinder freuen konnte.
Intoleranz,Verfolgung und Terror der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft haben Karl Müller tief geprägt. Er sah es als seine Aufgabe an,an seinem neuen Heimatort ein demokratisches Deutschland mit aufzubauen. Er engagierte sich im Flüchtlingsausschuss,dem Musikverein und der Arbeiterwohlfahrt,vor allem aber in der SPD,in die er 1949,im Gründungsjahr der Bundesrepublik,eingetreten war. Von 1961 bis 1995 war er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. 1965 wurde er erstmals in den Süßener Gemeinderat gewählt,dem er bis 1999 angehörte,davon 29 Jahre als SPD-Fraktionsvorsitzender und viele Jahre als erster stellvertretender Bürgermeister.
Es waren für die damalige Gemeinde Süßen wichtige,auch konfliktreiche Jahre,die Karl Müller mit politischem Gespür,Willen und Überzeugungskraft mitgestaltet hat: Viele Initiativen gingen von ihm und der SPD-Fraktion aus: Die Sanierung des Bürgerhauses,der Bücherei im Amtshaus und der Zehntscheuer oder der Bau der Wilhelmshilfe im Zentrum und nicht am Stadtrand – vieles musste oft gegen Widerstände erstritten werden. Auch die Integrationsarbeit mit dem Ausländerbeirat und das Europafest oder die Aufarbeitung der NS-Zeit in Süßen und die Begegnung mit Überlebenden der jüdischen Familie Lang waren für Karl Müller prägende Ereignisse.
Über zehn Jahre lang übernahm der Verstorbene auch als Kreisrat und Mitglied im Krankenhaus- sowie und Sozialausschuss des Landkreises Göppingen Verantwortung.
Streitbar,überlegt und weitblickend gestaltete Karl Müller die Kommunalpolitik in Süßen und im Landkreis mit. Dabei hatte er insbesondere die Interessen der sogenannten kleinen Leute im Blick. „Gute Politik ist,was den Menschen nützt“: Das hat den verstorbenen Kommunalpolitiker immer geleitet. Seine hohen Stimmenergebnisse bei Wahlen zeigen,welche Wertschätzung er weit über die Parteigrenzen hinaus bei der Süßener Bürgerschaft genossen hat.
An Ehrungen hat es Karl Müller nicht gefehlt. Bundespräsident Richard von Weizsäcker verlieh ihm das Bundesverdienstkreuz,die Stadt Süßen die J.-G.-Fischer-Bürgermedaille mit Bürgerbrief,die SPD ihre höchste Auszeichnung,die Willy-Brandt-Medaille. Aber die größte Anerkennung für Karl Müller war,dass er von so vielen geliebt und verehrt wurde. Und dass er mit seinem Leben,seinem Engagement in und für die Demokratie,ein Vorbild war – und bleiben wird.
Tief bewegt und in großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von einem beeindruckenden Sozialdemokraten,einem langjährigen politischen Wegbegleiter und liebenswerten Freund. Unsere herzliche Anteilnahme gilt seinen Kindern mit ihren Familien. Wir werden das Andenken von Karl Müller stets in Ehren halten.
Die Trauerfeier findet am Freitag,18. Juli,9.30 Uhr,auf dem Friedhof Stiegelwiesen in Süßen statt.
PM SPD Süßen