Jede zweite Wildbienenart im Land gefährdet
Lebensraumverlust,Pestizide & Klimawandel als Ursachen
Gebietsfremde Arten als Konkurrenz und Fressfeinde
Die Aufmerksamkeit zum Weltbienentag am 20. Mai können vor allem unsere heimischen Wildbienen gut gebrauchen. Laut der kürzlich aktualisierten Roten Liste der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) ist inzwischen jede zweite der fast 500 Wildbienenarten im Land gefährdet. Besonders alarmierend: Der Anteil der Arten,die in der höchsten Gefährdungskategorie „vom Aussterben bedroht“ geführt werden,hat sich in den letzten 25 Jahren verdoppelt. Eine dramatische Entwicklung,bei der viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Miriam Plappert,Naturschutzreferentin BUND Baden-Württemberg: „Wildbienen sind häufig hoch spezialisiert und deshalb besonders empfindlich für die dramatischen Veränderungen,die der Mensch in der Natur verursacht. Wir zerschneiden und zerstören ihre Lebensräume durch Baugebiete oder Straßen,machen wertvolle Wildblumenwiesen zu Ackerflächen oder versprühen großflächig Pestizide,die die Tiere vergiften. Die aktuellen Zahlen zeigen,dass die Landespolitik dringend handeln muss. Im Biodiversitätsstärkungsgesetz sind viele Maßnahmen,die den Wildbienen helfen könnten,bereits festgeschrieben. Leider geht die Umsetzung immer noch zu langsam.“
Auch der menschengemachte Klimawandel macht den Wildbienen zu schaffen. Bei extremer Trockenheit finden sie weniger Nahrung; heftige Niederschläge können ihre Nester zerstören. Denn Dreiviertel der Wildbienenarten nisten im Boden. Die in Garten- und Baumärkten gerne verkauften Insektenhotels helfen diesen Arten also wenig. Wer einen eignen Garten hat,kann aber mit einem Sandarium helfen. Das ist eine Art Beet aus grobkörnigem Sand,in den die Tiere ihre Niströhren bauen können. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung dazu gibt es auf der Webseite des BUND Baden-Württemberg. Mit verschiedenen Futterpflanzen,die auch Trockenheit gut vertragen und über das Jahr verteilt blühen,kann man Wildbienen ebenfalls etwas Gutes tun. Dazu gehören etwa mediterrane Kräuter wie Rosmarin,Zitronenthymian,Oregano,Salbei und Lavendel,aber auch Glockenblumenarten,Feder-,Pfingst- oder Kartäusernelken,Johanniskraut oder die Moschusmalve. Beim Einkauf sollte man darauf achten,möglichst heimische Bio-Pflanzen zu kaufen,da sich auf importierten Pflanzen aus Übersee Rückstände von Pestiziden befinden können,selbst wenn sie als bienenfreundlich beworben sind.
Konkurrenz durch neue Arten
Die fortschreitende Klimakrise birgt noch eine weitere Gefahr für unsere heimischen Wildbienen. Sie macht es gebietsfremden Arten leichter,hier zu überleben. Das bekannteste Beispiel ist die Asiatische Hornisse. Sie macht bisher zwar vor allem Jagd auf Honigbienen,aber auch Wildbienen verfüttert sie an ihren Nachwuchs. Der BUND Bretten beobachtet aber auch einige andere Arten,die sich am warmen Oberrhein inzwischen wohlfühlen: Etwa die Asiatische Mörtelbiene. Sie räumt Brutzellen von anderen Wildbienen aus,um sie für den eigenen Nachwuchs zu nutzen. Auch der Stahlblaue Grillenjäger,eine Grabwespe,die ursprünglich aus Mittel- und Nordamerika stammt,nutzt gerne die für Wildbienen gedachten Hohlraum-Nisthilfen der Brettener BUND-Gruppe.
Gerhard Dittes,Vorsitzender BUND Bretten: „Wie gravierend sich diese eingewanderten Arten auf den Bestand unserer Wildbienen auswirken,lässt sich aktuell noch nicht abschließend beurteilen. Viel wichtiger ist momentan noch,die Bestände zu schützen. Dazu gehört auch,ihre Brutplätze etwa an Erdwegen oder Lößsteinwänden zu schützen. Sie sind als wenige Zentimeter kleine Hügel aus Erdkrümeln erkennbar. Wer solche beim Spazieren oder im eigenen Garten entdeckt,kann uns die Brutplätze melden.“
Hintergrund:
Das Biodiversitätsstärkungsgesetz ist am 31. Juli 2020 in Kraft getreten – angestoßen durch das Volksbegehren „Rettet die Bienen“,an dem sich auch der BUND Baden-Württemberg beteiligte. Wichtige Punkte des Gesetzes sind etwa der Aufbau eines landesweiten Biotopverbunds auf 15 Prozent der Landesfläche bis 2030,der Erhalt von Streuobstbeständen und die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden um 40 bis 50 Prozent bis 2030.
Mehr Informationen
Gartentipp: Ein Sandarium für Wildbienen anlegen
Wildbienen-Infos beim BUND Bretten
Aktualisierte Rote Liste der Wildbienen in Baden-Württemberg
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),Landesverband Baden-Württemberg