Unwetterartige Gewitter können enorme Wassermassen mit sich bringen,die sich dann ihren Weg bahnen – auch in Häuser,Keller und Tiefgaragen. Wie dieses Risiko reduziert werden kann,zeigt das Starkregenrisiko-Management der Stadt Uhingen auf,das kürzlich im Uditorium vorgestellt wurde.

Heftige Unwetter haben Ende Mai/Anfang Juni vergangenen Jahres zu Überschwemmungen und Hochwasser in Uhingen sowie dem Stadtteil Holzhausen geführt. Letzterer war von zwei Gewitterzellen betroffen,die sich kaum von der Stelle gerührt und sich über dem Stadtteil ergossen haben. Solche Starkregen-Ereignisse lassen sich kaum vorhersagen,allerdings lässt sich mit der richtigen Planung und Umsetzung das Schadensrisiko reduzieren.
Wie das gelingen kann,wollten etwa 120 Frauen und Männer wissen,die zu einer Informationsveranstaltung ins Uditorium gekommen waren. Es hätten aber noch weitaus mehr Menschen den Weg zu dem Infoabend finden können,da seitens der Stadtverwaltung mit 400 Menschen gerechnet war.
Die Anwesenden erfuhren von Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger und dem Diplom-Ingenieur Armin Binder vom Büro Winkler & Partner aus Stuttgart,dass die größtmögliche Risikominimierung von Starkregenschäden erzielt werden kann,wenn drei Akteure an einem Strang ziehen: Haus- und Grundstückseigentümer,Landwirte und Stadt.
Was die Stadt tun kann
Wie das gehen kann,ist in einem von der Stadt Uhingen in Auftrag gegebenen Starkregenrisiko-Management aufgelistet,das von Armin Binder und seinem Team erarbeitet wurde.
Aufgaben der Kommune umfassen 3 Aspekte – Informationsvorsorge,Kommunale Flächenvorsorge und Krisenmanagement.
Informationsvorsorge:
Informationen über bestehende Risiken und Gefahren
Sensibilisierung der Bevölkerung (Beispiele):
Veröffentlichung im Internet
Hinweise im Amtsblatt,Info-Briefe,Flyer,Broschüren
Informationsveranstaltung für Bürger
Hinweise an Firmen und an Land- und Forstwirtschaft
Kommunale Flächenvorsorge:
Festsetzung von baulichen Vorkehrungen im Bebauungsplan zur Minimierung von Schäden durch Starkregen
Bauleitplanung:
Kennzeichnung von gefährdeten Bereichen im Flächennutzungsplan
Festsetzung von baulichen Vorkehrungen im Bebauungsplan (z.B.: Multifunktionale Retentionsräume)
Anpassung der Bauweise (Erhöhung EFH,Lichtschächte,Kellerfenster,Kellerabgänge,Rückstausicherungen)
Wasserrückhaltende Maßnahmen (Zisternen,Regenauffangbecken,Dachbegrünungen,Frei- und Straßenflächen)
Krisenmanagement:
Alarm- und Einsatzplan für Starkregenereignisse zum gezielten Schutz neuralgischer Punkte
Vorsorge und Vorbereitung bei kritischen Objekten
Frühwarnung über Niederschlagsprognosen des DWD und über Wetterwarn-Apps
Fachsystem für Informationsbereitstellung und Kommunikation im Hochwasserkrisenmanagement (FLIWAS 3)
Hochwasseralarm- und Einsatzplan
Krisenmanagement,z.T. nur bedingt umsetzbar,da sehr kurze Vorwarnzeiten und sehr hohe räumliche Variabilität der Niederschläge
Bauliche MaßnahmenZudem listet das Starkregenrisiko-Management auf,welche baulichen Maßnahmen die Stadt Uhingen ergreifen kann,beispielsweise für das Stadtgebiet Uhingen:Ausbau des östlichen Grabens in einem Teilbereich der Jahnstraße mit leistungsstarken Einläufeneinen neuen Entwässerungsgraben am GotenwegGeländemodellierung Gewerbegebiet Seestraßeneuer Graben zur Ableitung des südlich des Gebäudes bestehenden Abflussweges zum Einlaufbauwerk im Bereich der MaybachstraßeMaßnahmen für Holzhausen: optimierte Wassereinläufe mit größeren RechenBau einer Mauer entlang von Äckern mit der Funktion eines WasserrückhaltsAnlegen von Ackerrandstreifen mit BlühflächeBau eines kleinen Rückhalteraums mit Wall und Einlauf zum GrundablassMaßnahmen für Sparwiesen:Anlegen einer Mulde als Schlammfang und Ackerrandstreifen am Ortsrand bei der Rembrandstraße und Hohlbeinstraße sowie mit Optimierung des vorhandenen Einlaufs an der Faurndauer Straße und WasenklingeAnlegen eines Ackerrandstreifens an der Albstraße sowie einer Mulde als Schlammfang,Maßnahmen für Nassach: neue Einlaufbauwerke installierenbestehende Einlassbauwerke optimierenUm die Vorhaben umzusetzen,benötigt die Stadt Uhingen in manchen Fällen aber die Bereitschaft der jeweiligen Grundstückseigentümer,etwas von deren Grund und Boden an die Stadt zu verkaufen. Daher sieht das Starkregenrisikomanagement eine Priorisierung der Maßnahmen in 3 Stufen vor:1 – einfach umsetzbare Maßnahmen ohne Grunderwerb2 – einfach umsetzbare Maßnahmen mit Grunderwerb3 – Maßnahmen mit Grunderwerb und Objektplanung/ DimensionierungManche Maßnahmen konnten seitens der Stadt schon umgesetzt werden: Bei der Erschließung für das Wohngebiet Bruckstraße in Holzhausen wurde ein Entwässerungsgraben mit Einlaufbauwerk errichtet.Sowohl Matthias Wittlinger als auch Achim Binder warnten die Anwesenden davor,nur auf Maßnahmen der Stadt zu setzen und selbst nicht tätig zu werden. „Eigentum verpflichtet“,sagte Matthias Wittlinger. Armin Binder verwies an das Wasserhaushaltsgesetz,demzufolge die Eigenvorsorge gesetzlich vorgeschrieben ist: „Jede Person,die durch Hochwasser betroffen sein kann,ist verpflichtet,geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen“,lautet die Kernaussage. Dabei dürfen keine nachteiligen Folgen durch Maßnahmen für tiefer liegende oder benachbarte Grundstücke entstehen.
Was Hauseigentümer tun können
Doch es gibt noch weitere Maßnahmen,mit denen Hauseigentümer das Risiko von mit Wasser vollgelaufenen Kellern verringern können:
hochgesetzte Lichtschächte und Kellerzugänge
in Kellern gelagerte Gegenstände und Geräte auf ein Podest stellen
Rückstauschutz bei der Abwasserleitung in die Kanalisation
Außerdem können mobile Maßnahmen ergriffen werden,um das Risiko zu minimieren: Sandsäcke oder montierbare Schutzwände. Zudem ist der Einbau vollautomatischer Objektschutzmaßnahmen – selbsttätige schließende,druckwasserdichte Fenster,Klappschotte oder Rollschotte,automatische Barrieren an Fenster-/Türöffnungen oder Grundstückszufahrten – möglich. „Allerdings ist das mit hohen Wartungskosten verbunden“,sagte Armin Binder.
Landwirte können Mitbürger besser schützen
Auch die Landwirte in Uhingen und in den Stadtteilen können einen wesentlichen Beitrag leisten,um im Falle eines Starkregen-Ereignisses das Schadensrisiko bei ihren Mitbürgerinnen und Mitbürger zu reduzieren,indem sie die Erosion (also das Abtragen von Boden durch Wind,Wasser oder Eis) auf den Äckern eindämmen. Das ist möglich durch:
Bewuchs der Ackerfläche über den Winter mit Ackergras oder Begrünungen
Engsaat beim Maisanbau (schmale Reihen),Direktsaat,Mulchsaat
Einsatz von reduzierter Bodenbearbeitung auf erosionsgefährdeten Flächen
Bewirtschaftung quer zum Hang
Pufferstreifen,Blühstreifen am Ackerrand
Tausch von Flächen und Überführung in eine alternative Nutzung
Im anschließenden Frageteil zeigte sich,dass viele der Anwesenden nicht nur Fragen zum Eigentumsschutz bei Starkregen-Ereignissen hatten,sondern auch in Sachen Hochwasserschutz. Hierbei gingen Armin Binder,Matthias Wittlinger und Vertreter des Stadtbauamts auf die Fragen ein. Mit dem Hochwasserschutz wird sich die Stadt separat befassen.
Ausführliche Informationen zum Eigenschutz,zu den Maßnahmen für Landwirte sowie das Starkregenrisiko-Management gibt es auf www.uhingen.de/HochwasserStarkregen und auf https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/de/starkregen im Internet.
Fotos (Stadt Uhingen/Büro Winkler & Partner): Das Starkregenrisiko-Management der Stadt Uhingen zeigt auf,wie die Wassermassen bei enormen Niederschlägen durch die Stadt fließen und welche Maßnahmen das Schadensrisiko verringern können.
PM Stadtverwaltung Uhingen