Die Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg haben im Jahr 2024 einen Brutto-Umsatz von 118 Milliarden Euro erzielt. Das entspricht einem Rückgang von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ist der erste größere Umsatzrückgang seit 2009.
„Die Zahlen zeigen: Auch das Handwerk blieb 2024 von den schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht verschont“,erklärt Rainer Reichhold,Präsident von Handwerk BW. „Besonders die Branchen,die stark mit der Industriekonjunktur und dem Wohnungsbau verbunden sind,kämpfen mit spürbaren Umsatzeinbußen. Der Bauabschwung und die unsichere Marktlage haben ihre Spuren hinterlassen.“
Die größten Umsatzrückgänge im zulassungspflichtigen Handwerk gab es nach den Angaben des Statistischen Landesamtes im Bauhaupt-,im Ausbaugewerbe und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf. Der Umsatz im Handwerk für den gewerblichen Bedarf sank um 5,2 Prozent. Ein Grund hierfür ist die schwächelnde Industriekonjunktur,die auch in Baden-Württemberg stark zu spüren ist. Im Bauhauptgewerbe gingen die Umsätze um 4,5 Prozent zurück,und auch das Ausbaugewerbe verzeichnete einen Rückgang von 4,3 Prozent. Besonders der schwache Wohnungsbau belastet diese Sektoren. So ging die Zahl der Baugenehmigungen um 28 Prozent zurück,was die ohnehin schwierige Lage weiter verschärft. Im Bereich der Gebäudetechnik sanken die Umsätze sogar um 4,6 Prozent.
„Die Herausforderungen für das Handwerk sind nicht von der Hand zu weisen. Wir brauchen jetzt rasche politische Entscheidungen,die das Handwerk und die gesamte Wirtschaft stärken“,erklärt Reichhold. „Bürokratieabbau,weniger Steuern und attraktive Investitionsbedingungen sind entscheidend,damit Handwerksbetriebe weiterhin ihre wichtigen Aufgaben erfüllen und Arbeitsplätze sichern können. Es bleibt abzuwarten,ob die jüngst verabschiedete Novelle der Landesbauordnung dazu beiträgt,das Bauen schneller,einfacher und kostengünstiger zu machen. Hier könnte ein erster Schritt in die richtige Richtung getan sein“,fügt Reichhold hinzu. Allerdings sorgten die jüngsten Schuldenpläne der Bundesregierung für wieder steigende Bauzinsen. Die Politik müsse endlich mit abgesenkten Grunderwerbsteuern beispielsweise reagieren. Positiv entwickelten sich dagegen das Kfz-Gewerbe sowie einige Bereiche,die vor allem private Kunden bedienen. Dank guter Werkstattauslastung und stabiler Nachfrage konnte hier ein Umsatzplus erzielt werden.
Das Umsatzminus ging auch mit einem leichten Rückgang der Beschäftigung einher: Um 1,3 Prozent sank die Zahl der im Handwerk tätigen Personen. Dennoch waren Ende des Jahres 2024 rund 14.000 Stellen in Handwerksberufen unbesetzt. Der Fachkräftemangel bleibt also eine große Herausforderung.
Für das laufende Jahr erwartet Handwerk BW,dass – wenn sich die gesamtwirtschaftliche Lage nicht schnell verbessert – der Umsatz stagniert und die Beschäftigung weiter leicht zurückgehen wird.
PM Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.